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Felix Kunz

das büro

das büro – betont auf erster silbe: büro. alles in weiß und grau, außer: bildschirme schwarz, smartphone schwarz, tastatur schwarz, telefon fast schwarz, aber noch grau. schreibtischplatte rechteckig. kommode rechteckig. schrank rechteckig. schubladen in kommode und schrank rechteckig. deckenplatten quadratisch. neonröhren. türen rechteckig. fenster reckeckig, einige quadratisch, einige aus milchglas. fensterbehänge rechteckig. verteilerkasten rechteckig, w-lan-router rechteckig, abgerundete ecken, heizkörper rechteckig. tresor – wer weiß was drin ist – rechteckig. blätter allesamt rechteckig. din a 4. folio, quart, oktav – die alten seitenverhältnisse waren am goldenen schnitt orientiert, ein längenverhältnis, das die natur vorgibt, und das der mensch als schön empfindet. din a 4: das seitenverhältnis von 1 zu √2 bleibt bei der mittigen faltung das seitenverhältnis von 1 zu √2, usw. das spart, wohlgemerkt: spart raum, die dokumente sind mit geringerem aufwand zu sortieren. ein schutzwall aus bildschirmen vor jedem individuum, sicherheit fürs harte herz. wände rechteckig. das ganze ding ein kasten, alles andere kostet platz, kostet, wohlgemerkt: alles architektur gewordene effizienz, alles auch irgendwie ein ästhetisches prinzip. der kasten, ganz allgemein gesprochen, ist statisch und der natur fremd: er ist platzsparend auf kosten eines widerstands, der der natur erst abgerungen werden muss. der kasten wächst nicht, was nicht heißt, dass er nie wächst. wer im kasten lebt, lebt im widerstand. kein wunder, dass einem da ab und an mal schlecht wird.

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