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Gassi gehen

​Bootsschnur/eg

 

Es ist so, als ob alle sich umdrehen wollen, es aber aus unbeschreiblichen Gründen nicht wagen würden. Jedenfalls, ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der linken und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Ich will brüllen wie der Wahnsinnige in mir, den ich ständig in einem Käfig aus einer Scheinmoral gefangen halte, und alle Mauern dieser Stadt niederreißen. Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ich ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Seitdem ich meinen linken Arm verloren habe, habe ich wahrlich kaum gedichtet.  Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der linken. Warum bist du gegangen? Ohne jemals etwas gesagt zu haben? Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Man kann nichts verstehen. Es gibt nichts zu verstehen auf dieser gottverdammten Welt. Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Wohin führt denn diese Gasse? Wollte ich nicht zum...? Ich bin verwirrt. Am besten gehe ich zurück. Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Ich bin in einer dunklen Gasse. Auf meinem Kopf ist mein brauner Hut. Meinen Pudel Gretchen halte ich fest in der rechten und stehe hinter einem Mann mit einem braunen Hut, der einen Pudel festhält in der rechten. Ihre Worte und ihr Duft. Der Rest ist so wie ertrunken im Fluss des Sommerwindes. Aber ich werde sie finden. Jedenfalls, auch er ist in einer dunklen Gasse. Ich höre ihn leise flüstern: Es ist so als ob, alle sich umdrehen wollen, es aber aus unbeschreiblichen Gründen nicht wagen würden. Jedenfalls, ich bin in einer dunklen Gasse. Ich lasse meine brennende Zigarette auf den Boden fallen. Ihr Rauch beschreibt fast ein erkennbares Zeichen…? Ein kurzes Lächeln kann ich nicht unterdrücken.

 

 


Himmelsweg/kg

 

Gassi gehen geht klar und deutlich
absehbar oder Karte unter dem Tisch
steckt es Nein atmet dieses Tierchen
diese Bestie, die beste Erinnerung ging mir
durch die Hand öffnete sich das Herz will
was die Vernunft verlangt das Herz will
was es nicht vernichten kann nur sie,
wenn sie alles aufgibt, Ach, wenn sie
nur alles aufgeben würden wir dann
Gassi gehen…geht klar und deutlich weniger 
Schaum um den Mund zerfleischt ein Tierchen 
Nein ein Ungeheuer versteckt sich 
im öffentlichen Raum liegt der Zaun muss
nur überschritten werden. 
Sie fragen mich
Doppelpunkt wie. Ich antworte auf Ihre Frage
sobald Nein solange wie möglicherweise
steckt was anderes dahinter
ein Stückchen Holz mehr oder minder
sei es im Sommer oder im Winter
Gassi gehen geht klar.
Gassi gehen geht klar und 
deutlich hört die Stimme singt ein weißes Lied
über fremde Leute sind wir nur unter einem
Umstand er und lief sofort und so weiter
kann es doch nicht unendlich Gassi gehen
auch wenn es mir leid tut
das darf nicht geschehen
Sie glauben mir nicht 
falsch es ist wahr!
Gassi gehen geht klar.
Gassi gehen geht klar und deutlich
nahm sie sich in ihre Hand ein Haar Nein
Fell fiel ihr in die Augen wird sie nur gehört
wenn sie ins Licht Gassi geht und läuft sie
die Wand hoch, so erscheint und schimmert
ihr die letzte Hoffnung einer düsteren
Vergangenheit in der Zukunft lernte sie
mich oder ihn kennen.
Gassi gehen geht klar und deutlich sprach
sie zu mir die Töne Doppelpunkt Eines
Tages lernte ich die Hoffnung kennen
sie zeigte mir was ist und war
auch wenn es einmal im Monat oder im Jahr
Gassi gehen geht klar.
Gassi gehen geht nicht klar und undeutlich
flüsterte sie mir am Hals nah
das wird der letzte Spaziergang
offenbar
glaubst du etwas an mich gar?
Gassi gehen
geht!
klar


Gassi Gehen/ck

 

Wenn andere mich fragen, lebe ich mein Leben stets in Freiheit. Die Freiheit, die mir der Wind durch die Haare pustet, die Freiheit, in der sie dabei sonnig blitzen, die Freiheit, der ich mich an diesem Morgen entgegenwerfe. Rhythmisch tritt dabei ein Fuß vor den anderen, der Blick schweift in die Weite der Felder, die einzige Grenze, die er findet, sind die grünen Hügel der Stadt. Die Gedanken gehen spazieren, sie rasen. Meinen Kaffee habe ich mitgenommen, zwei Dinge habe ich dabei wohl auf einmal erledigt. Nach dem Aufstehen habe ich mich tot gefühlt, jetzt scheint mein Herz doch zu den Schritten zu schlagen. Meinen Weg kenne ich schon, er bleibt gleich: Ein Viereck, das wie ein beleibter Freund auf mich wartet, bis ich ihn zur Begrüßung und zum Abschied wieder umarme. Die Erde mag brennen und hustend sterben, aber er sitzt hier gänzlich unbeeindruckt davon, wie verrückt der Rest der Welt ist. Meine brüllenden Gedanken verhallen im Morgen er kommentiert sie gar nicht erst, der Wind scheint inzwischen wie ein verächtliches Schnauben. Oder kam das von mir? Übereifrig buchstabiere ich F-R-E-I-H-E-I-T und zwinge meinen müden Körper dazu, im Takt zu wippen. Ich habe mal gehört, dass man wirklich glücklich wird, wenn man es schafft, seinen Mund sieben Minuten lang zu einem Lächeln zu formen. Ich nehme mir vor, disziplinierter zu werden und durchzuhalten, kein Wunder, dass das nie geklappt hat. Der bittere Kaffee ist inzwischen leer, aber er macht mich schon seit langem nicht mehr wach. Mein dicker Freund, das Viereck, ist inzwischen zu einem letzten dünnen Strich abgemagert, den ich noch beschreiten kann. Meine Gedanken scheinen am Ende auf mich zu warten, bis ich sie nach Hause trage. Sie rufen schon und strecken sich mir wie ein Kind, das umarmt werden will, entgegen. Das war nun auch wirklich genug der Ausschweifung, zurück zu den wichtigen Dingen. Die Scheiße habe ich beim beleibten Freund gelassen. Die Schritte werden immer schneller, das Buchstabieren habe ich aufgegeben, jetzt muss ich wirklich heim. Schnell laufe ich über die Linie, ohne den Rest des Weges mitzukriegen. Tür auf, rein in den modrigen Ranzblock, Sonne raus und Rechner an. Freiheit braucht Zwang, versichere ich mir und 
ich beginne mit der Denkpause.

 

 


(du & ich)/jk

 

kräftezehren, kräfteziehen

du und ich an beiden enden
du ziehst stets in eine richtung
ich versuche STANDZUHALTEN
sollte es sich nicht die waage halten
ein ausgleichendes ziehen sein
das beide sogar stabilisiert
uns Halt gibt - gegenseitig
jeder von uns an seinem ende
irgendwann ziehst du wieder in die gleiche richtung
aber die falsche
du ziehst und ich schneide mich
L O S


Mobile/jb

 

Haben sie den Mond schon mal in 3D gesehen? Nein? Na gut, können Sie auch nicht. Dazu müssten Sie schon Astronaut sein. Sogar die von der ISS haben Probleme, die Erde nicht als Scheibe wahrzunehmen. Geschweige denn den Mond, und die sind schon einige Kilometerchen näher dran am Mond als unsereins. Einfach zu weit weg, das Ding. Kommen Sie, ich zeig‘s Ihnen. Ist nicht schwer.

Schließen Sie die Augen. Jetzt machen Sie eins wieder auf. Wie, das können Sie nicht? Ich glaub‘s nicht. Na gut, dann halten Sie sich halt eins zu. Der Einhändige ist der König unter den Zweiäugigen. Und jetzt werfen Sie mal einen Blick auf den Hund hier. Komm her Kleiner. Und hops. Seeehr brav. Natürlich denken Sie, dass der Mond größer ist, als der Hund. Aber das ist Quatsch. Eigentlich wissen Sie das nur, aber ich kann den Hund vor den Mond halten, und dann sehen Sie keinen Mond mehr. Der Hund ist also größer als der Mond. Oder nimmt zumindest mehr Platz in Ihrem Sichtfeld ein. 
Machen Sie sich das mit dem Sichtfeld mal klar. Und dann gucken Sie sich um. Nein, nicht beide Augen. Eines. Wenn Sie sich das Sichtfeld so als Zwiebelschale vorstellen, als wäre alles gleich weit weg, dann sieht die Welt aus wie ein komisches Bild aus dem Museum. Sie verstehen nicht was abgeht, und noch nicht mal die Proportionen haben die richtig hinbekommen. Aber wenn Sie jetzt Ihre Hand wieder runternehmen, dann verstehen Sie plötzlich wieder die Welt. Also warum der Hund kleiner ist als der Mond, zum Beispiel. Spannend, oder? Ich sage immer, das ist der einzige Weg, wie man sich dabei zugucken kann, wie man was kapiert. 

Aber zurück zum Mond. Mit zwei Augen ist der Hund 3D, mit einem nicht, ne? Aber wie sieht das mit dem Mond aus? Der verändert sich nämlich nicht, egal mit wie vielen Augen Sie den anstarren. Hier, ich halte den Hund nochmal neben den Mond, dann können Sie gucken. Hmm. Meinen Sie, der Hund schnallt das auch? Dumm aus der Wäsche gucken kann er jedenfalls, so neben dem Mond. Fast wie Sie, eben. Dabei hab‘ ich gar nicht behauptet, dass die Erde flach ist. Aber Sie sehen, der Mond, von hier aus, der ist flach.

Aber heute, schauen Sie, eigentlich ist der Mond heute 3D, fast greifbar. Irgendwie zumindest, ich sag‘s Ihnen, der Hund merkt‘s auch. Er heult den Mond schon den ganzen Abend an. Der wird mir noch zum Wolf. Aber als ich eben hier stand, da hing der Mond wie an einer Leine über der Stadt. Ganz friedlich irgendwie, ein paar Sterne daneben, darunter die Lichter. Wie ein Mobile oder so. Ich mochte den Mond schon immer. Aber heute, heute ist er besonders toll.

Jaja, gut ich sehe ja Sie haben genug. Ist ok, gehen Sie schon. Sie haben genügend Zeit hier verbracht. Und wenn Sie das nächste Mal ins Museum gehen, wissen Sie Bescheid. Wenn Sie die Bilder mit einem Auge angucken, verstehen Sie auch nicht mehr, aber dafür ist es lustiger!
 

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