Zaghafte Hymne aus einem Festivalzelt
Leise ganz leise besing' ich Welten,
Singe ein Mitteltongötzenlied,
Karyatiden, membranentstellten,
Die im Polyester der Blinde sieht.
Leiser besing' ich die blattgewirkten
Thyrsen und leiser noch den Asphalt,
Ehre den Schleifen und Heilandstürmen,
Von deren Zirkel der Marsch verhallt.
Chor:
Von schwarzen Säulen prangen Reben,
Flutlicht! Denn im Dunkel droht
Der Grund. Das Wissen ist der Tod
Und nur der Irrtum ist das Leben.
Einzig geborener Mann der Trauer,
Schwer wie die Saat eines alten Tags
Ragt am Cithaeron die gold'ne Mauer,
Sprichst du den Ahnenbann dem, der's wagt,
Eitlem Geklapper den Pfad zu weisen
Höher zur Waage und hoch zum Altar,
Wo durch die Augen des Eingeweihten
Niemals der Drache den Stein gebar.
Chor:
Das Auge schweigt, o Mann der Trauer,
Still – so höre unsern Sang:
Bedenke, wie die Wand zersprang,
Zehntausendfach in Libers Schauer.
Motten, entsprungen an Delos' Klippen,
Wär' ich nur an diesen Klippen gebor'n!
Mutiger sprächen wir dann und küssten,
Kreisten uns heilig das Silberhorn.
Einig im Nebel der Tropfaltäre
Tanzten wir leichter am Dornenhang,
Tanzten der Demut und Tempelehre
Reigen im Endstufenabgesang.
Chor:
Aus Glockenschlag und rosa Rauschen
Wächst der Wahrheit zartes Blatt.
Befrage dich und werde satt,
Das Dunkel gegen Licht zu tauschen!
Sphärenmusik im Kaolinkopfhörer,
Hundertzehn Dezibel doldenschwer!
Lustpräferenzen der Prunkscheinwerfer –
Apfelschuss vom Repetiergewehr.
Echolos treiben die Meißelworte
In den Frequenzübertragungsraum,
Lobesgesänge am nämlichen Orte
Schweifen den lange vergessenen Saum.
Chor:
Stimmt an die Lieder unsrer Feier,
Völkern das Mysterium!
Mit Handschlag fällt vom Heiligtum
Des Sehers fauler Gazeschleier.
Leise ganz leise besing' ich Welten,
Singe und tret' in den Opferkreis,
Lasst die Geburt dem Menschen gelten,
Lasst ihm Atem, Frucht und Schweiß.
Macht, dass müd' sein Wort verglimme,
Und ewig bleibt der Sänger stumm,
Und heute singt der Welten große Stimme
Für einen Tag – Elysium.
Comments