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  • Felix Kunz

One Night in Betlehem

Es war'n einmal drei Könige, die rauchten gerne Myrrhe.

Sie rauchten eines nachts zu viel und wurden alle wirre.

Sie stürmten aus dem Kämmerchen und schweiften in die Ferne.

Der Balthasar zum Caspar ging und sagt: »Sieh doch, die Sterne!«

»Fantastisch!« Rief der Caspar da im Rausch des Farbenwunders.

Sie holten auch den Melchior und pafften Myrrhezunder.

Als sie so in den Himmel blickten, glücklich und benebelt,

Sah Melchior einen hellen Schein am nächtlich' Himmelssegel.

»Kranke Scheiße!« Rief er aus – die andern beiden lachten.

»Was ist denn?« Fragten sie den Freund und sich dabei nichts dachten.

»Ein Stern! Ein Stern!« Rief Melchior ganz außer sich vor Freude.

Die Andern blickten angestrengt aufs Firmamentgebäude.

Sie waren blind, sie sah'n erst nicht das Wunder, wunderbar.

Doch zogen an der Myrrepfeife – dann ward's ihnen klar.

»Ein Stern! Ein Stern!« Riefen nun alle voll Glück im Freudenchor

Und schwelgten in der Freuden Taumel noch höher als zuvor.

Wo könnt' das sein? Wo führt der hin? So fragten sich die drei.

Sie peilten grob die Himmelrichtung: Es muss Betlehem sein!

Das war nur recht, das traf sich gut, dort wollten sie schon lange hin.

Nach einer Nacht in Betlehem stand jedem Zecher einst der Sinn.

Caspar sattelt die Kamele, Melchior packt Myrrhe ein,

Balthasar holt Gold und Weihrauch: Festlich soll die Reise sein!

So zogen die drei Freunde los mit Stoff und Laune im Gepäck

Gen Betlehem, der Sünder Schoß, wo jede Nacht ein Frommenschreck.

Doch als sie durch die Straßen des gelobten Städtchens zogen,

Sah'n sie ein, das Schicksal war ihn' heute nicht gewogen.

Die Straßen leer, die Läden dicht, die Spielhallen verschlossen.

Sie sahen keinen Einz'gen nicht und war'n gar wohl verdrossen.

Ein Wachmann kam da ihres Wegs und nahm sie in die Pflicht:

»Die Ausweise, die Herren!« Sprach er – das erfreut sie nicht.

»Was haben wir verbrochen?« brach da Melchior hervor.

»Im Handgepäck sind nur Klamotten!« Riefen sie im Chor.

Der Wachmann grinste breit und schelmisch über sein Gesicht:

»Die Ausgangssperre hierzuland' habt ihr beachtet nicht.

Es sind trotz unser'm Lockdown Light die Fallzahlen gestiegen.

Corona zieht im Land umher, doch darf der Keim nicht siegen!

Drum hat die Merkel gestern Abend bundesweit beschlossen,

Die Läden im gesamten Land bleiben Weihnachten geschlossen.«

Weihnachten, das war ein Fest, das kannt' man damals nicht.

Womöglich war der Wachmann zudem nicht das hellste Licht.

Die Könige hingegen waren gleich zutiefst bestürzt.

Sie fürchteten, die wilde Nacht ward ihnen grad verkürzt.

Das Bußgeld konnten sie umgeh'n mit reicher Myrrhegabe.

Der Wachmann ließ sie weiterzieh'n, doch war die Stimmung fade.

»Verfickte Scheiße«, fluchte plötzlich Balthasar heraus.

»Liest keiner von euch Nachrichten? Ihr Hänger seid ein Graus.«

»Komm mal runter, Alter.« Sagte Melchior nicht leise.

»Balthasar, du bist doch auch ein hässliches Stück –«

»Jetzt regt euch ab, ihr beiden, uns zu streiten bringt uns nichts.

Wir haben noch zu rauchen, Caspar, gib mir mal ein Licht!«

Nachdem sie alle Dreie an der Myrrhepfeif' gezogen,

War'n sie gleich viel ruhiger und geglättet war'n die Wogen.

Caspar sprach zu seinen Freunden: »Gefährten, lasst uns gehen.

Die Nacht ist aus, die Stimmung futsch, ich will mich schlafen legen.«

Durch das nächtlich' Betlehem streiften alle Dreie

Und suchten in der Sünder Stadt nichts and'res als 'ne Bleibe

Doch wurden sie auch hier enttäuscht kein' einz'ge Tür war offen.

Die Motels zu, die Hostels dicht, die JHB geschlossen.

Es galt neben der Ausgangssperre Beherbergungsverbot.

Vor Wut sahen die Freunde nun in tiefster Nacht noch rot.

Sie waren nah daran, an ihrer Lage zu verzweifeln.

Da drang aus einem Holzverschlag ein zarter Lichtschein leise.

Sie traten in den engen Raum, auf Stroh gebettet lag sie:

Die schöne Jungfrau, hehr und hold, im Arm ein Kind, ganz artig.

Gleich neben ihr ein schlafend Mann, ihr wisset: Joseph heißt er.

Maria und das Jesuskind bewachten Engelsgeister.

»O holde Jungfrau«, sprach da Caspar, »Aus weiten Landen kommen wir,

Wir zogen durch die schwarze Nacht, doch sind wir müde nun und frier'n.«

»'Ne Jungfrau bin ich nicht, aber der Kerl hier nicht der Vater,

Er denkt, ich hätt's von Gott empfangen, so ertrag ich sein Gelaber.«

Die Freunde fühlten sich nach solcher Rede gleich empfangen.

Sie setzten sich zur Mutter hin und zögerten nicht lang:

»Wenn's so ist, gute Frau, so wollen wir was geben.

Wir suchen einen Ort zur Rast, ihr gewiss sucht Freud' im Leben.

Feinster Weihrauch und auch Gold sind mit uns im Gepäck.

Die Myrrhe auch, die gäben wir für einen Schlafplatz weg.«

Maria war nach langer Nacht gar sichtlich nun erheitert.

Nachdem sie freudig eingestimmt, entfloh'n die Engelsgeister.

So rauchten sie und hatten Freud' an ihrem Festtagsschmaus.

Es gab nur einen Haken: Denn die Fete, die wurd' laut.

Die Nachbarn hörten's, eilten rein und wollten sich beschweren.

Nachdem sie all die Gaben sahen, ließen sie sich bekehren.

Sie riefen ihre Freund' herbei und die der Freunde ihrer,

In einer Stunde Feierei läut's zehn mal an der Türe.

So feierten sie ausgelassen am ersten Weihnachtsabend,

Myrrhe, Weihrauch, Schnaps verprassend, und sich am Glücke labend.

Nun auch bekam die Bullerei von dieser Fete spitz.

Und jeder weiß, die Bullerei kennt leider wenig Witz.

Als erstes die von Ferne kamen nahm' sie in die Mangel

Doch auch die junge Mutter wurde leider nicht umgangen

Man fragte sie, wer sei an ihrer Seit' der junge Manne?

Der Vater nicht! Das kleine Kind von Gott hätt' sie empfangen.

Die Polizisten schmunzelten, doch schrieben's in die Akten

Woraufhin sie wenig später gar nicht wenig lachten.

So ward die erste Weihnachtsfete schnurstracks aufgelöst.

Es meinten's uns're Könige doch leider gar nicht bös.

Sie alle wurden schlicht verwarnt und dann nach Haus' geschickt,

Im Morgengrauen war'n die Drei im Heimatland zurück.


Als dann am nächsten Tage die Lokalzeitung erschien

Da hieß es auf der Titelseite desselben Magazins:

»Coronapartyfeierei im ruhigen Betlehem!«

Dass Touries hier Randale machten, fände man gar schlimm.

Noch Sonderbarer aber als die wilde Feierei,

Sei Maria, in deren Haus die Sünder zogen ein.

Zwar war sie Mutter, aber doch laut Polizeibericht

Hätt' sie's von Gott empfangen – von ihrem Joseph nicht.

Die Schmach der Festtagsfete, die verlor sich darauf schnell.

Das Wort vom Gotteskinde fand man viel mehr aktuell.

Aus Betlehem und Nachbarstädten pilgert' man einher,

Das Kind zu sehen, das von Gott hierher gesendet wär'.

Mit Mindestabstand und mit Maske standen Schaaren vor der Tür

Der jungen Mutter mit dem Kinde, Lob und Mut zu spenden ihr.

Maria, die war nun berühmt, und konnt es nicht vermeiden,

Die Lüge weiter fortzuleben, und wer könnt's ihr verleiden?

In diesen schweren Zeiten, da war Hoffnung Gottes Kind.

Zudem hätte der Joseph wohl verlassen sie geschwind.

So war sie froh ob all des Lobs, ich will's ihr nicht verübeln.

Man schrieb ihre Geschichte nieder, im Buch, du kennst's, die Bibel.

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