Pathfinder
Nebel. Dazwischen ein paar Linien. Es ist nicht das Einfachste, ihnen zu folgen, aber es hat durchaus schon geklappt. Die Augen zu schließen hilft hingegen nichts, der Nebel folgt dem Versuch, die Buchstaben zu lesen, und zu verstehen was sie meinen, bis hinter die Augenlider. Auf der Suche nach dem eben Gelesenen macht er die Linien schwammig, krumm, bisweilen löchrig. Sie verknoten sich ineinander, unentwirrbar. Es hilft nur, die Augen zu öffnen, und tapfer weiterzumachen. Die Linien neu aufsammeln und sich nochmal an die Formen, die sie darstellen sollen, erinnern. Ein wenig den Nebel lichten. Am Schluss wird das Wort seinen Sinn entfalten, es wird irgendwo ein Ende haben. Trotzdem ist es vertrackt, mit den Augen all diesen Wegen gleichzeitig zu folgen. Es passiert so viel auf einmal, manchmal erinnert es an große Straßenkreuzungen, und es ist nicht klar, wo die eigene Straße weitergeht. Dann wieder gibt es Halbkreise, die alle Richtungen umdrehen, nach links hin offen sind und dort durch einen geraden Strich gekappt, der nach unten weiter geht. Oder Sackgassen, einfach gerade Striche, die unverbunden anfangen und aufhören. Dann wieder gibt es diese, die einen im Zickzack in Verwirrung geleiten. Und es gibt offene Halbkreise, die, würde man es erkennen, an ihrem unteren Ende etwas wie ein größeres Komma haben. Aber auch das versinkt natürlich im Nebel, wie eine Stadt, in der man gerade versucht, sich zurecht zu finden. Bis zur nächsten Straßenecke zu sehen, kann da eine große Erleichterung darstellen, schon die bloße Ahnung einer Ecke, etwas, das in dem amorphen Formengemisch Profil beweist. Die Erinnerung an den Stadtplan, das Lexikon der Linien, wird vom Nebel gleichermaßen befallen, wie man sich traut, das Wagnis einzugehen und sich in den Nebel zu begeben. Je weniger Ecken in Sicht, desto weniger hilft der Plan, sich zu orientieren, und verschwimmt selbst. Aber Überblick erhält nicht, wer stehen bleibt. Es heißt also zu marschieren, die Ecken und Halbkreise abzulaufen. Im Geist zurücklaufen, soweit man sich erinnert, die bisherigen Linien aufsammeln, in Sinn verwandeln. Vielleicht leuchtet dort etwas durch den Nebel, ein Sonnenstrahl oder zwei kündigen sich an. Sie haben die falschen Ecken ins Licht gesetzt, sie zeigen nur, wie dicht der Nebel hängt. Aber doch, es ist ein Kreis, der sichtbar ist, der vertraut vorkommt, die Buchstaben haben schon zu Beginn einen Kreis geformt. Sie sollen ein Siegel darstellen, oder etwas ähnliches. Aber wo war der Anfang? Um lesen zu können, braucht man einen Anfang. Ein Kreis aber hat keinen Anfang, also muss er im Nebel versinken, wie am Anfang.
Comments